
Ein ängstliches Pferd will seine vertraute Umgebung nicht verlassen. Denn nur dort fühlt es sich sicher.
Wer solch ein Pferd vom Hof führen oder reiten will, riskiert Panik, Flucht und Unfälle.
Denn das ängstliche Pferd will mit allen Mitteln so schnell wie möglich zurück zu Hof und Herde.
Sicherheit hat oberste Priorität beim Umgang mit Pferden
Unsere Tipps richten sich ausschließlich an Erwachsene mit Pferde-Erfahrung
Berücksichtigen Sie immer Einsatz- und Umgebungs-Bedingungen
Für Schäden an Personen, Tieren und Sachen haften wir nicht
Christina schreibt: Mein Pferd ist in unbekannter Umgebung einfach total panisch. Ich mache schon Bodenarbeit mit Ihm; mit Plastikplane etc. hat er kein Problem. Aber das ist eben auch in der bekannten Halle.
Unser Außenplatz ist an drei Seiten mit Bäumen begrenzt. An der offenen Seite starrt er immer in die Ferne und wird andauernd nervös, so dass konzentriertes Arbeiten wirklich schwer ist.
Ins Gelände können wir gar nicht, da er so nervös und hektisch wird. Da er sich dabei auch schon losgerissen hat, ist mir die Sache auch wirklich zu riskant.
Gibt es irgendwelche Tricks, mein Pferd in diesen Umgebungen ruhiger zu bekommen?
Trainieren Sie unsichere Pferde wie Fohlen
Ängstlichen Pferden mangelt es an Selbstvertrauen und an Vertrauen zu Menschen.
Betrachten Sie Ihr ängstliches Pferd einfach als Fohlen. Dadurch ändert sich alles:
- Ihre Erwartungen an ein Fohlen sind geringer als an ein erwachsenes Pferd.
- Dadurch kann Ihr Pferd die Erwartungen leichter erfüllen.
- Erfüllte Erwartungen machen Sie und Ihr Pferd erfolgreich und glücklich. Und sie stärken Ihre gegenseitige Bindung.
Mit dem Jungpferd-/ Fohlen-Trainingsplan für Fohlen-Besitzerinnen und den Schritt-für-Schritt-Anweisungen starten Sie in eine erfolgreiche Zukunft.
Trainieren Sie die Bodenarbeit-Übungen besonders gründlich. Denn sie helfen Ihnen, sich ab jetzt mit Ihrem Pferd von der vertrauten Umgebung zu entfernen.
Trainieren Sie Ihr ängstliches Pferd vom Hof weg
Ziehen Sie Ihrem Pferd ein gut sitzendes Knotenhalfter an. Befestigen Sie daran ein ca. 3,5 m langes, schweres Führseil (Bezugs-Quelle).
Nehmen Sie Ihrem Pferd einfach seine “vertraute Umgebung” mit, wenn Sie den bisherigen Trainings-Ort verlassen.
Ablauf
- Wenn Sie bisher in einer Reithalle geübt haben, verlegen Sie Ihre Bodenarbeit-Übungen direkt vor die Reithalle.
- Trainieren Sie immer wieder an diesem Ort, bis alles so entspannt abläuft wie in der Reithalle.
- Lassen Sie Ihr Pferd bei den Übungen ruhig in die Richtung schauen, aus der es Gefahren befürchtet.
- Schauen Sie in dieselbe Richtung wie Ihr Pferd; schließlich sieht, hört und riecht Ihr Pferd schneller und besser als Sie.
- Wenn Sie ihm körpersprachlich nicht zeigen, dass Sie dasselbe sehen, hören oder riechen, wird es an Ihren Führungs-Qualitäten zweifeln.
- Es wird dann fliehen und dabei weder auf Sie hören noch auf Sie Rücksicht nehmen.
- Läuft alles entspannt ab, entfernen Sie sich Meter um Meter von der Reithalle in Richtung Reitplatz.
Viele Wiederholungen bringen UND SICHERN den Erfolg! - Verlagern Sie Ihr Training immer weiter auf den Reitplatz zu, bis Sie schließlich alle Übungen auf dem Reitplatz durchführen können.
- Danach verlagern Sie Ihr Training vom Reitplatz in Richtung Hofausgang, dann vor den Hofausgang und so fort.
Sie werden staunen, wie schnell Sie vorwärtskommen, sobald einmal die Vertrauens-Grundlagen gelegt sind.
Sie arbeiten dabei nach einem 80:20-Prinzip:
- 80% sollen gleichbeiben und somit vertraut sein – das sind Ihre Bodenarbeit-Übungen.
- 20% darf sich ändern – das ist der sich ändernde Trainings-Ort.
Die 20%-Änderung bedeuten zwar eine Portion Stress für Ihr Pferd. Aber weil 80% vertraut sind, kann es diesen Stress verkraften.
Wechseln Sie den Trainings-Ort immer erst, wenn Sie bei Ihrem Pferd keine Anspannung am aktuellen Ort mehr spüren.
Solange Ihr Pferd oder Sie sich nicht wohlfühlen, machen Sie auch das nächste Training am aktuellen Ort.
Stellen Sie sich ein Bodenarbeit-Programm zusammen, das Sie in jeder Umgebung durchführen können. Beginnen Sie mit 3 einfachen Übungen: Halsbiegen, Hinterhand-Kreuzen, Rückwärts-Gehen.
Später erweitern Sie Ihr Programm, bis Sie die Parelli-Spiele überall spielen können.
Verwenden Sie nur Hilfmittel, die Sie leicht tragen können; z.B. können Sie ein “Stangen-U” mit zwei Seilen aus dem Baumarkt auf dem Boden auslegen.
Das Bodenarbeit-Programm ist künftig die “vertraute Umgebung” für Ihr Pferd.
Das Bodenarbeit-Programm mit ängstlichen Pferden im Gelände trainieren
Ablauf
- Trainieren Sie wenn möglich direkt auf einer Wiese.
- Wenn Ihr Pferd zwischen den Übungen zu grasen versucht, hat es keine Angst mehr. Lassen Sie das Grasen als kleine Belohnung zu.
- Wenn Ihr Pferd sich sicher fühlt, werden Sie es nur mit Mühe vom Fressen abhalten können.
- Das ist der Hinweis, beim nächsten Mal ein Stück weiter vom Hof weg zu trainieren.
Freuen Sie sich, wenn es gut klappt. Aber übertreiben Sie es nicht: Weder aus Freude noch aus Stolz.
VERLANGEN SIE NIE ZU SCHNELL ZU VIEL von Ihrem Pferd.
Ihre Gesundheit und die Ihres Pferdes sind wichtiger als Rekorde.
Lassen Sie Ihrem Pferd genügend Zeit, Selbstvertrauen zu sich und Vertrauen zu Ihnen aufzubauen.
Viel Erfolg!