
Der Wert einer guten Fohlenerziehung wird oft unterschätzt.
Dies betrifft positive Auswirkungen wie Gelassenheit und Folgsamkeit. Und ebenso negative Auswirkungen wie Unberechenbarkeit und Widersatz.
Versäumnisse bei der Fohlenerziehung kosten Sie später ein Vielfaches an Trainings-Aufwand und Geld.
Sicherheit hat oberste Priorität beim Umgang mit Pferden
Unsere Tipps richten sich ausschließlich an Erwachsene mit Pferde-Erfahrung
Berücksichtigen Sie immer Einsatz- und Umgebungs-Bedingungen
Für Schäden an Personen, Tieren und Sachen haften wir nicht
Fohlen aufziehen: So legen Sie den Grundstein für ein gelassenes und folgsames Pferd
Ein Fohlen soll früh das Zusammenleben mit Menschen kennenlernen. Es soll
- sich halftern, führen, putzen und überall anfassen lassen
- Hufe geben, Medizin nehmen, angebunden stehen bleiben
- sich verladen lassen
Das hört sich vielleicht viel an, ist es aber nicht. Denn den größten und wichtigsten Teil der Fohlenerziehung erledigt die Pferdeherde.
Eine gute Herde für die Aufzucht von Fohlen besteht aus Fohlen, Jungpferden und erfahrenen älteren Pferden.
Solche Herden helfen auch beim Hengstfohlen erziehen. Denn es gibt immer einen Ranghöheren, der vorlauten Hengstfohlen die Pferderegeln beibringt.
Setzen Sie sich an die Pferdeweide. Schauen Sie den pferdischen Fohlenerziehungs-Spezialisten bei ihrer Arbeit zu. Und machen Sie es später mit Ihrem Fohlen entsprechend.
Gehen Sie mit Ihrem Fohlen so um, wie es dies aus der Herde gewohnt ist. Dadurch erarbeiten Sie sich Respekt und Vertrauen des jungen Pferdes.
Dazu gehört, es ruhig und gelassen anzusprechen und zu behandeln. Außerdem seine Reaktionen wahrzunehmen und darauf einzugehen.
Wichtig ist: Sie müssen für Ihr Fohlen berechenbar sein. Das heißt: Unabhängig von Ihrer eigenen Tagesform behandeln Sie es liebevoll und gleichzeitig konsequent.
Vergessen Sie beim Üben nie, Alter und AKTUELLE VERFASSUNG DES FOHLENS zu berücksichtigen!
Fohlen erziehen: Die 3 wichtigsten Dinge sind Aufmerksamkeit, Respekt und Vertrauen
Aufmerksamkeit, Respekt und Vertrauen sind die drei wichtigsten Grundlagen bei der Fohlenerziehung.
Was genau damit gemeint ist zeigen folgende Beispiele aus der Pferdeherde. Das ranghöhere Pferd heißt „Chef“ und die rangniedrigeren Pferde heißen „Mitarbeiter“:
Aufmerksamkeit
Mitarbeiter steht an der Futterraufe und frisst. Trotzdem muss er aufmerksam bleiben und bemerken, wenn sich Chef nähert.
Ist Mitarbeiter aufmerksam, kann er erkennen
- ob Chef nur mal nach dem Rechten sehen möchte
- oder ob er zusammen mit Mitarbeiter fressen möchte
- oder ob er alleine fressen möchte.
Und er kann entsprechend richtig reagieren.
Ist Mitarbeiter aber unaufmerksam, riskiert er einen Rüffel von Chef. Weil er nicht richtig oder überhaupt nicht reagiert.
Aber auch Chef muss aufmerksam sein, wenn er sich dem Futterplatz nähert. Denn wenn Mitarbeiter erschrickt und nach hinten austritt, ist das auch für Chef schmerzhaft.
Außerdem erwartet die Herde von Chef, dass er alles im Blick hat. Denn er soll für ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen sorgen.
Ranghöchster sein ist immer mit viel Arbeit verbunden. Ein unaufmerksamer Chef wird sich in einer Pferdeherde nicht lange an der Spitze halten.
Genauso wenig wie ein unaufmerksamer Mensch innerhalb der Mensch-Fohlen-Herde.
Respekt
Chef nähert sich also der Futterraufe und Mitarbeiter macht ihm respektvoll Platz.
Nicht aus Angst, sondern weil er die Regeln für das Zusammenleben kennt und sie befolgt.
Chef wiederum respektiert das Weichen von Mitarbeiter. Chef käme nie auf die Idee, ihm noch einen Knuff mitzugeben. So etwas machen nur Menschen, um anderen „Respekt beizubringen“.
Respektvoller Umgang bedeutet auch: Mitarbeiter weicht langsam, wenn Chef sich langsam nähert. Kommt der aber schnell, macht Mitarbeiter ebenso schnell Platz.
Respekt in der Pferdeherde ist immer etwas GEGENSEITIGES: Mitarbeiter respektiert die Rechte von Chef. Entsprechend respektiert Chef die Rechte von Mitarbeiter. Beide kennen die Regeln und halten sich daran.
Bei der Fohlen-Ausbildung sind Sie Chef. Verhalten Sie sich dem Fohlen gegenüber wie ein ranghöhes Pferd. Dadurch bewahren Sie sich das in der Herde eingeübte Respektsverhalten Ihres Fohlens.
Vertrauen
Mit dem gegenseitigen Respekt untrennbar verbunden ist das gegenseitige Vertrauen. Man könnte auch von Berechenbarkeit sprechen.
Mitarbeiter kann darauf vertrauen, dass Chef ihn regelgerecht behandelt. Im Gegenzug kann Chef darauf vertrauen, dass Mitarbeiter sich an die Regeln hält.
Vertrauen spart Energie und verhindert unnötigen Stress. Denn die Reaktionen des anderen sind vorhersehbar. Es entsteht keine Unsicherheit, ob sich diesmal etwas anders abspielt als letztesmal.
Vertrauen schafft Ruhe und Sicherheit. Es vermeidet Angst vor neuen und unbekannten Situationen und verringert Fluchtgedanken.
Durch Vertrauen kann Mitarbeiter auch unangenehmes oder gefährliches ertragen. Und Chef wiederum kann sich auf Mitarbeiter verlassen. Somit trägt jeder seinen Teil zum Überleben und gutem Gedeihen der Herde bei.
Ein gegenüber dem Menschen vertrauensvolles Fohlen wird bei künftigen Herausforderungen ein folgsames und gelassenes Pferd bleiben.
Jungpferd-/ Fohlen-Trainingsplan für Fohlen-Besitzerinnen
Mit dem Jungpferd-/ Fohlen-Trainingsplan bereiten Sie Ihr Pferd qualifiziert und in Ruhe auf die spätere Reitpferd-Ausbildung vor.
Außerdem macht er Ihr Training sehr abwechslungsreich und verhindert Langeweile.
Ziehen Sie Ihrem Pferd ein gut sitzendes Knotenhalfter an und befestigen Sie daran ein ca. 3,5 m langes, schweres Führseil. Bezugs-Quelle (Bezugs-Quelle).
Parelli Friendly Game: Durch Bodenarbeit-Übungen beim Pferd Vertrauen und Selbstvertrauen aufbauen
- Ihr Pferd lässt sich überall berühren und anfassen: Ohren, Augen, Nüstern, Maul, Beine, Hufe, Genitalien. Es entzieht sich nicht. Es widersetzt sich nicht: Vertrauen schaffen durch berühren und anfassen
- Ihr Pferd akzeptiert Dinge und Aktivitäten aus dem Menschen-Alltag. Auch bei unbekannten Dingen und Aktivitäten bleibt es gelassen. Es wird Sie höchstens fragen: „Müssen wir wegrennen oder hast Du alles im Griff?“: Vertrauen schaffen durch Abhärten
Parelli Porcupine Game: Bodenarbeit-Übungen für gelassene Pferde-Bewegungen
- Sie wollen sicher sein, dass Ihr Pferd bei einseitiger Zügel-Annahme seinen Hals biegt. Sie können es damit z.B. in eine Bremsvolte lenken: Halsbiegen: Beseitigt Halsstarrigkeit beim Reiten
- Hinterhand-Kreuzen ist eine Respektsgeste in der Pferdeherde. Das rangniedrigere Pferd macht dem ranghöheren den Weg frei. Mit dem Weichen erkennt Ihr Pferd Sie als Ranghöheren an: Hinterhand-Kreuzen: Die Hinterhand des Pferdes trainieren
- Rückwärts-Gehen ist ebenfalls eine Respektsgeste in der Pferdeherde. Das rangniedrigere Pferd macht dem ranghöheren den Weg frei. Mit dem Weichen erkennt Ihr Pferd Sie als Ranghöheren an: Rückwärts-Gehen: Pferde-Respekt fördern und Steigen vermeiden
- Vorhand-Kreuzen ist eine besondere Respektsgeste in der Pferdeherde. Das rangniedrigere Pferd nimmt die Vorhand als mögliche Angriffswaffe zur Seite. Mit dem Weichen erkennt Ihr Pferd Sie als Ranghöheren an: Vorhand-Kreuzen: Die Vorhand des Pferdes trainieren
- Gesenkter Kopf und Hals sind Zeichen von Entspannung. Hocherhobener Kopf dagegen signalisiert Anspannung. Entspannte Körperhaltung bewirkt entspannte seelische Haltung – und umgekehrt. Außerdem lassen sich große Pferde bei gesenktem Kopf viel besser trensen: Kopf senken: gesenkter Kopf – entspanntes Pferd
Fohlen führen
Beim Fohlen führen soll Ihr Pferd vor, neben oder hinter Ihnen gehen, ohne dass Sie es ständig korrigieren müssen. Außerdem stoppen, stehen und antreten.
Das bereichert nicht nur Ihren Trainingsalltag, sondern fördert die Harmonie zwischen Ihnen und Ihrem Fohlen.
Die Führposition direkt vor dem Pferd: Gut für Ihr Pferd – Schlecht für Sie
Die „Notfall“-Führposition schräg vor dem Pferd
Die „Alltags“-Führposition neben der Pferdeschulter
Die Königsdisziplin: Führen neben oder hinter der Hinterhand
Fohlen Aufzucht: Suchen Sie Züchter mit Liebe zur Fohlenerziehung
Der Fohlenmarkt ist sehr groß und es tummeln sich neben guten Züchtern auch eine Menge „Vermehrer“.
Die wollen mit der Paarung zwischen irgendeinem Hengst und irgendeiner Stute mit einem süßen Fohlen den schnellen Euro machen. Fohlenerziehung ist für solche Leute ein Fremdwort.
Dabei ist die Zeit der Fohlenaufzucht ideal zum Fohlen erziehen. In kurzen Etappen von jeweils wenigen Tagen ist eine erfolgreiche Fohlenausbildung machbar.
Fohlenaufzucht-Kindergarten: Halfter, Führseil, Hufe geben, Verladetraining
Gute Züchter gewöhnen Fohlen unangenehme und gefährliche Verhaltensweisen ab:
- Halftern darf nicht zu einem “Fang-das-Fohlen-Spiel” ausarten
- Führen darf nicht zum Tauziehen ausarten, bei dem mehr als ein Mensch nötig ist
Stattdessen üben sie mit den Fohlen:
- Stehen zu bleiben, sich putzen und dabei an allen Körperstellen anfassen lassen
- Gelassen die Hufe zu geben, ohne dabei ihr Gleichgewicht zu verlieren
- Sich einsprühen und abduschen zu lassen
- Sich zuverlässig und sicher verladen zu lassen
Fohlen trainieren: Beim Handpferd-Reiten die Welt kennenlernen
Junge Pferde werden als Handpferd ausgebildet. Sie lernen kontrolliert und folgsam
- neben, schräg vor oder in einer Linie hinter dem Führpferd zu gehen
- auf Stimmkommando anzuhalten, stillzustehen und wieder anzutreten
- ihre Spur neben dem Führpferd auf dem Reitplatz und im Gelände einzuhalten
- durch Pfützen und Bäche und über Brücken zu gehen
- Wege und Straßen in Ortschaften bei Helligkeit und Dunkelheit zu passieren
- sich im Straßenverkehr trotz anderer Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer, Kinderwagen, Motorräder, LKWs und Bussen kontrolliert zu bewegen.
Nach einer solch gründlichen Fohlenerziehung sind die Pferde geistig und seelisch bestens für die weitere Ausbildung bis zum Reitpferd gerüstet und zwar unabhängig von der geplanten Reitweise.
Fohlen Erziehung: Wie beurteile ich den Charakter eines Fohlens?
Wenn Sie auf der Suche nach einem tollen Fohlen einen Züchter besuchen:
- Fragen Sie den Züchter nach Art und Umfang seiner Fohlenerziehung und Fohlenausbildung.
- Bitten Sie ihn, mit ihm oder einem seiner Mitarbeiter in die Fohlen- oder Jungpferdeherde gehen und sich die Tiere ansehen zu dürfen: Sind die Pferde scheu, neugierig und respektvoll oder aufdringlich?
- Lassen sich die Sie interessierenden Fohlen EINZELN HALFTERN und aus der Herde HERAUSFÜHREN?
- Lässt sich das Fohlen problemlos halftern oder versucht es, sich zu entziehen?
- Hängt der Führstrick beim Führen locker durch oder ist er ständig gespannt?
- Lässt sich das Fohlen außerhalb der Herde anbinden und bleiben es ruhig stehen, wenn ein Mensch bei ihm ist?
- Bitte Sie darum, es ein wenig – mit aller gebotenen Aufmerksamkeit und Vorsicht – putzen zu dürfen.
- Dabei erkennen Sie: Lässt es sich überall anfassen? Gibt es die Hufe? Wie sehen die Hufe aus: ausgebrochen und mit langer Zehe oder gut berundet und gepflegt?
Lassen Sie sich für diese „große Inspektion“ genügend Zeit. Denn sie ist genauso wichtig wie eine Ankauf-Untersuchung.
Nachdem Sie auf diese Weise ein paar Fohlen kennengelernt haben, wissen Sie, welchen Stellenwert die Fohlenerziehung bei diesem Züchter hat.
Mit diesem Wissen werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein gut erzogenes Fohlen kaufen, das Ihnen zeitlebens Freude bereitet.