Ulrike möchte ihr nervöses Pferd beruhigen, wenn ein Nachbarpferd seine Box verlässt.
Sie hat seit 6 Wochen eine Rheinländer Stute, die nicht alleine bleiben möchte.
Sie wird sehr nervös und kreist in der Box, obwohl sie andere Pferde sehen kann.
Problem: Ulrike möchte ihr nervöses Pferd beruhigen, wenn ein Nachbarpferd seine Box verlässt. Sie hat seit 6 Wochen eine Rheinländer Stute, die nicht alleine bleiben möchte. Sie wird sehr nervös und kreist in der Box, obwohl sie andere Pferde sehen kann.
Analyse … Korrektur: Pferde sind ‘Gewohnheitstiere’ wie wir Menschen. Sie wollen, dass alles so bleibt, wie es ist – außer – es wird besser. Ändern sich Umgebung, Stall-Genossen oder Tagesablauf, reagieren sie mit Unverständnis oder Widerwillen. Sie fragen sich, warum sich ihre vertraute Welt geändert hat. Sie zeigen, dass sie die neue Situation ‘blöd’ finden.
Trainings-Ansatz für “Ein nervöses Pferd beruhigen, wenn der Kumpel weggeht”
Die Problem-Situation wird in viele kleine Lernschritte zerlegt, die einzeln trainiert werden. Die kleinen Lernschritte werden zu Lernschritt-Folgen zusammengesetzt. Am Ende werden alle Lernschritt-Folgen zu einem zusammenhängenden Ablauf verbunden.
- Die Trainingseinheiten dauern nur wenige Minuten. Ihr Pferd soll die gute Erfahrung machen, dass die ‘unangenehme’ Situation nie lange andauert. Und dass es durch gute Mitarbeit die Trainingseinheiten sogar verkürzen kann.
- Die Trainingseinheiten bestehen aus zielgerichteten, kleinen Lernschritten und vielen Wiederholungen. Dadurch zeigen Sie Ihrem Pferd einen besseren Weg, mit der geänderten Situation klar zu kommen.
- Sie trainieren in zwei Richtungen: Neue Lernschritte in sehr kurzen Abschnitten. Ältere Lernschritte und zusammenhängende Folgen von Lernschritten in zunehmend längeren Abschnitten.
- Einen neuen Lernschritt beginnen Sie erst, wenn die vorherigen Lernschritte gefestigt und akzeptiert sind. Das überprüfen Sie mit dem 3×3-System: In 3 aufeinanderfolgenden Trainingseinheiten sollen jeweils 3 Anläufe OHNE Zögern und OHNE Rückschlag (Widersatz) durchlaufen werden. Diesen Erfolg werten Sie als bestandene Abschlussprüfung für den neuesten Lernschritt.
- Leckerli und Futter dienen nicht als Belohnung! Sie werden zielgerichtet eingesetzt, um
- Ihr Pferd zum Kauen zu bringen, denn wer kaut, kann nicht gleichzeitig vor Verspannung die Zähne aufeinanderbeißen;
- Ihrem Pferd eine attraktive Alternative anzubieten: Es muss sich dadurch immer wieder entscheiden, sein bisheriges Verhalten beizubehalten oder ein neues – von Ihnen gewünschtes – Verhalten zu wählen.
Trainings-Mittel
- Lieblingsfutter
- ein Helfer und ein Pferd in der Nachbarbox
Trainings-Ablauf
- Ihr Helfer beginnt, das Nachbarpferd langsam zu halftern.
- Wird Ihr Pferd unruhig, WEITER MIT 6.
- Weil Ihr Pferd ruhig bleibt, legen Sie ihm eine Handvoll Futter in seinen Futtertrog.
- Während Ihr Pferd frisst, unterbricht Ihr Helfer seine Tätigkeit.
- Danach fährt Ihr Helfer mit seiner Arbeit fort. WEITER MIT 2.
- Ihr Helfer unterbricht sofort seine Tätigkeit und bleibt mit dem Nachbarpferd ‘wie angewurzelt’ stehen.
- Sie nehmen eine Futterration in die Hand, geben sie Ihrem Pferd aber nicht in den Futtertrog. Stattdessen bleiben Sie völlig entspannt vor seiner Box stehen. Sie sagen kein Wort (weder der Nachsicht noch der Ermahnung) und warten nur auf den Augenblick, in dem es sich wieder entspannt
- Dann geben Sie ihm die Futterration. Erklärung: Ohne den Reiz, welcher durch die Aktivitäten mit dem Nachbarpferd bei Ihrem Pferd verursacht wird, gibt es für Ihr Pferd keinen Grund mehr, nervös zu sein. Ihre eigene Passivität zusammen mit der Passivität Ihres Helfers strahlen Gelassenheit aus, die sich auf Ihr Pferd überträgt. Sobald es ebenfalls wieder ruhiger wird, erhält es seine Futterration.
- WEITER MIT 4.
Beenden Sie die erste Trainingseinheit, wenn das Nachbarpferd vor seiner Box steht. Lassen Sie es wieder zurück in die Box bringen und abhalftern, geben Sie beiden Pferden eine letzte Futterration und verlassen Sie den Stall.
Erklärung: Wenn Ihr Pferd bis hierhin passabel kooperiert, hat es – aus seiner Pferdesicht – eine große Leistung vollbracht, über welche Sie sich freuen sollten. Diese Leistung müssen Sie zunächst mitttels des 3×3-Systems stabilisieren. Vorher mehr zu wollen, würde den Trainingserfolg gefährden und Sie wieder an den Anfang zurückwerfen.
Den beschriebenen Abschnitt können Sie mehrfach täglich – mit längeren Pausen für die ‘Nachverarbeitung’ im Kopf Ihres Pferdes – wiederholen. So kommen Sie trotz der vielen Wiederholungen ziemlich schnell voran.
Zerlegen Sie die Aktivitäten bis zum endgültigen Wegführen des Nachbarpferdes in sinnvolle Abschnitte (mit möglichst 100%-iger Erfolgsaussicht), die Sie wiederum nach dem 3×3-System festigen.
Viel Erfolg beim Training !